Birrfeld LSZF

AAA-Flyout Dänemark 2019

Es war wieder Zeit für das jährliche Flyout der Antique Airplane Association of Switzerland (AAA). Dieses Mal ging es für eine zehntägige Reise nach Dänemark, unter anderem zum Fahrradfahren auf den ruhigen Inseln der Ostsee.

 

Treffpunkt Bienenfarm

 

Als Treffpunkt diente der Flugplatz Bienenfarm bei Berlin. Wie der Name vermuten lässt, war das weit ausserhalb der Stadt: Ein Grasplatz mit einer einladenden Gastwirtschaft und einem naheliegenden Streichelzoo (tatsächlich mit einer Bienenfarm). Einige lokale Oldtimerflugzeuge des Vereins «Quax» sind dort stationiert und unsere 14 sehr unterschiedlichen Flugzeuge, mit Baujahren zwischen 1950 bis 2007 und ein oder zwei Motoren, durften sich zu ihnen gesellen. Wir verbrachten einen schönen Abend mit Barbecue und Lagerfeuer. Wir hatten einander viel zu erzählen über die individuelle Anreise. Denn einige waren schon länger dort, andere waren das erste Mal dabei und nochmals andere waren sogar im Instrumentenflug angereist. Doch die nächsten Tage waren ganz dem Fliegen nach Sicht gewidmet, zu schade wäre es gewesen, in grosser Höhe die Landschaft zu verpassen.

 

Unkompliziertes Inselhüpfen

 

Auf der ersten gemeinsamen Etappe nach Tåsinge in Südfünen, flogen wir über die Lübecker und Kieler Bucht. Am Funk wurden wir auf der Informationsfrequenz hervorragend bedient. Der Controller versetzte sich stets in die Sicht der Pilotinnen und Piloten auf seiner Frequenz und unterstützte uns mit zahlreichen Verkehrshinweisen und Informationen zu Sperrgebieten. Bei uns war das Wetter schön, doch wir überhörten, wie der Controller einem Schweizer Flugzeug weit im Osten erklärte, dass zahlreiche Niederschlagszonen im weiteren Flugverlauf anzutreffen seien und er jederzeit Luftraumdurchquerungen organisieren könne. So konnte sich dieser Pilot ganz auf das Fliegen konzentrieren – und wir fühlten uns ebenfalls in guten Händen.

 

So freundlich ging es am Funk weiter. Nachdem wir die dänische Grenze überquerten, näherten wir uns Sønderborg. Dieser Flugplatz hat die Ambition, der beste Regionalflugplatz Dänemarks zu sein. Entsprechend wurden wir beim Erstaufruf mit spürbarer Freude empfangen. Es schien wirklich jeder Angestellte am Platz die publizierte Philosophie des Flughafens verstanden zu haben: «We refuse to make the uncomplicated complicated.» So waren wir in kürzester Zeit wieder in der Luft, trotz dem regen Betrieb der Turboprop-Werkstatt und den Businessjets. Wir fanden, dass sich diese entschlossene Freundlichkeit gerne auf alle Flughäfen Europas verbreiten darf. So angenehm kann Fliegen sein!

 

Mit den Schwimmwesten angezogen flogen wir über die Inseln Dänemarks weiter: Unter uns beobachteten wir die Segelboote und die ein oder andere Fähre. Bald war das Ziel in Sicht, der Flugplatz Tåsinge auf Südfünen. Die Graspiste hatte Golfplatzqualität und so gaben wir uns Mühe, unsere Oldtimerflugzeuge schön in Reih und Glied zu platzieren. Die Wetterfesten unter uns schlugen direkt neben den Flugzeugen ihre Zelte auf.

 

Wetterkapriolen

 

Aufgrund der aufkommenden tiefen Wolkendecke über dem Meer, entschieden wir uns, in den nächsten Tagen die Insel und die Stadt Svendborg vom Boden aus zu erkunden. Trotz gelegentlichen Regenschauern konnten wir die Zeit auf Fünen geniessen. Es gab für alle etwas zu erleben, sei es das Rockkonzert im Hafen, das Segelboot- oder Bauernhof-Freiluftmuseum, oder auch einfach die guten Restaurants. Im Norden von Fünen, in der Heimatstadt des Märchenautors H.C. Andersen, liess sich ebenfalls gut die Zeit vertreiben. Nach einigen Tagen auf Fünen machten die tiefen Wolken plötzlich Platz für einen endlos blauen Himmel und es war wieder Zeit, die Motoren anzuwerfen und weiterzuziehen.

 

Fahrradfahren auf Endelave

 

Der Hüpfer zur nächsten Insel war kurz. Bald hatten wir Endelave vor uns und steuerten die Piste an, also das schöne Feld neben einem bestimmten Bauernhof. Es waren noch eine Handvoll anderer Piloten-Touristen unterwegs und der Platz wurde schnell knapp. Doch auf diesen Betrieb war der Flugplatz vorbereitet, denn im ehemaligen Stall warteten um die fünfzig Fahrräder auf uns. Allesamt mit rot gemaltem Rahmen und gelben Felgen. Für einige Tage stiegen wir nun auf diese Zweiräder um und den knappen verbleibenden Platz zwischen den Flügeln nutzten wir für unsere Zelte.

 

Auf Endelave leben nur um die 150 Einwohner, davon bloss vier Kinder. Wir erfuhren, dass das für eine Schulklasse auf der Insel leider seit kurzem nicht mehr reiche. Wir radelten an schönsten Gebäuden vorbei, wie die prächtig weisse Kirche, die in den strahlend blauen Himmel ragte, oder auch die Bauernhöfe mit ihren typisch dänischen Schilfdächern. Schlussendlich landeten wir alle in derselben Gastwirtschaft (es war natürlich eine von ganz wenigen!) und später wurden wir dort von der «Triple A» zum gemeinsamen Abendessen eingeladen.

 

Jens Toft, der 92-jährige Besitzer des Flugplatzes überraschte uns mit einer Rundfahrt auf dem Traktorenanhänger hinter seinem Massey Ferguson 35. Wir hatten grosse Freude an der Tour und erfuhren noch die eine oder andere Geschichte aus dem Leben von Jens – beispielsweise wie er zu diesem Flugplatz gekommen ist. Als Landmaschinenhändler hatte er nämlich zwei Mähdrescher zum Verkauf, die scheinbar niemand wollte. Als er endlich doch noch einen Käufer fand, meinte dieser er hätte zwar kein Geld, aber stattdessen ein Bauernhof mit Feld auf Endelave. So entstand dann um 1964 diese wunderbare Graspiste. Die Fliegerei schien in seiner Familie fest verankert zu sein. Auch seine Enkelin war gerade mit einer Piper Cub zu Besuch, wie auch sein Sohn mit Familie, die im letzten Licht der Dämmerung auf die Piste schwebten. Für die AAA war dieser stimmungsvolle Flugplatz ein Highlight der Reise. Kaum ein anderer Platz könnte besser zu unseren Oldtimern passen – und neben Jens’ Ford Model T fühlten sich sogar unsere Flugzeuge wieder jung.

 

Barbecue Fly-In

 

In Nordborg wurden wir zum Grillfest eingeladen. Auf diesem Flugfeld treffen sich im Sommer jeden Donnerstagabend Pilotinnen und Piloten der Gegend. Da nun ein Dutzend Schweizer Flugzeuge hinzustiessen, verzeichnete der Grillabend mit 36 Flugzeugen einen neuen Rekord. Ein Parkplatzproblem ergab dies nicht, denn der Bauer von nebenan war informiert und kam pünktlich vor der Rush-Hour mit dem Traktor vorbei, um sein anliegendes Feld in einen temporären Apron zu verwandeln.

 

Übers Wattenmeer nach Paderborn

 

Wir flogen quer durch Dänemark, von der Ostsee zur Nordsee, und verabschiedeten uns von dem Land. Langsam ging es wieder Südwärts, zuerst dem Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer entlang. Die Flut ist an dieser flachen Küste stärker als die Ebbe und so bleibt die bis zu hunderte Meter breite, sandige Küste bestehen. Wir bewunderten die einzigartige Landschaft, bis es wieder Landeinwärts ging, nach Paderborn.

 

Wie schon in Bienenfarm, trafen wir hier wieder auf den Fliegerverein «Quax». Wir wurden bei ihrem eigenen Hangar empfangen und durften die eindrückliche Werkstatt besuchen. Neben Dornier 27 und Pilatus P-2 hatte dieses «fliegende Museum» noch viel mehr zu bieten.

 

Paderborn selbst war ebenfalls ein schöner Ort, um sich wohl zu fühlen. Die Stadt hat ihren Namen von der Quelle der Pader, die mitten in der Altstadt entspringt und in mehreren kleinen Kanälen durch die Pärke fliesst. An einem schönen Sommertag wie dies einer war, liessen die Leute gerne ihre Füsse im Wasser baumeln. Entspannung pur.

 

Wolkige Heimreise

 

Für den nächsten Tag waren grossflächig einzelne Gewitter vorhergesagt. Die «Antique Airplane Association of Switzerland» legt Wert darauf, dass jede Pilotin und jeder Pilot seine eigenen Entscheidungen trifft und daher trennten sich hier unsere Wege. So verschieden wie unsere Flugzeuge und Besatzungen sind, so individuell gestaltete sich auch unsere Reise zurück in die Schweiz. Sei es ein Tag zuvor, zwischen den Wolken, oder ein Tag danach: Wir landeten schlussendlich alle auf unseren Heimflugplätzen und blickten zurück auf eine wunderschöne, entspannte Reise.